Nachruf

Am 1. März 1939 wurde mein Vater, Theodor Gerboth, in Saalfeld geboren.

Sein Vater, mein Großvater, war Gärtner in Crösten. Dieser hatte den Betrieb von seinem Schwiegervater ( Gründung 1899 ) übernommen. Produziert wurde Obst und Gemüse u. a. Himbeeren und Kresse.

Schon in seiner Jugend baute mein Vater im Freiland Gemüse an und verkaufte dieses Samstags auf dem Saalfelder Wochenmarkt.

1968 übernahm er von seinem Schwiegervater gemeinsam mit seiner Ehefrau seine erste eigene Gärtnerei in der Schwarmgasse in Saalfeld. Zu dieser Zeit trat der Gemüseanbau in den Hintergrund. Bis auf Gemüsejungpflanzen wurden hauptsächlich Schnittblumen und nur wenige Topflanzen produziert.

Damals war es üblich, Blumensträuße aus nur einer Sorte Blumen zu binden, wie z. B. aus Rosen oder Edelnelken, auch umgangssprachlich „edle Blumen“ genannt. Um die dann immer größer werdende Nachfrage zu bedienen, bot mein Vater gemischte Sträuße aus verschieden Blumen an, die dann in Saalfeld als „Gerboth-Sträuße“ bekannt wurden.

In den 70iger und 80iger Jahren baute er dann immer mehr Schnittblumen an. Klassiker waren Edelnelken, Chrysanthemen, Freesien, Rosen und Schnittcyclamen. Später kamen Anthurien, Alstromerien und Gerbera sowie verschiedene Orchideen hinzu. Weiterhin wurden jetzt Unmengen von Gemüsejungpflanzen vorgezogen und in einem Gewächshaus Salatgurken produziert.

Im Jahr 1995 musste der Gärtnereibetrieb in der Schwarmgasse aufgegeben werden, da es Grundstücksrückforderungen von Alteigentümern gab.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits meine Meisterprüfung als Gärtner absolviert und arbeitete das 5. Jahr im Betrieb mit.

Es folgte ein Jahr ohne eigene Betriebsstätte. Wir mieteten uns bei meinem Onkel Herbert Gerboth in Crösten ein, der die Ursprungsgärtnerei meines Großvaters weiter bewirtschaftet hatte.

1996 entstand in Crösten, Hinter den Gärten, ein Gärtnerei-Neubau, den mein Vater und ich als Gartenbau Gerboth GbR betrieben. Zu dieser Zeit waren Schnittblumen fast gänzlich aus dem Anbausortiment verschwunden, bis auf die Schnittcyclamen auch als Alpenveilchen bekannt, die mein Vater liebte und bis zuletzt immer selbst betreute. 2004 verließ mein Vater im Alter von 65 Jahren die Firmenleitung, was aber nicht bedeutete, dass er sich zur Ruhe setzte.

In den Folgejahren gab es immer wieder Überlegungen, die Produktionsfläche zu erweitern. Diese Idee konnte 2017 mit dem Bau eines Thermogewächshauses realisiert werden. Das Haus und die sehr gute Qualität, die wir dort erzeugen, hat meinem Vater sehr viel bedeutet und ihn mit Stolz erfüllt.

30 Jahre habe ich nahezu täglich mit meinem Vater zusammen gearbeitet. Es gab nur sehr wenige Tage, an denen er fehlte.

Wie überall in der Landwirtschaft ruht auch an den Wochenenden die Arbeit nicht. Hier hat er mich riesig unterstützt. Jeden Sonntag stellte er bereits die Ware für Montagmorgen zurecht, welche er dann gleich früh 8:00 Uhr an unser Blumengeschäft in der Oberen Straße auslieferte. Alle Aussaaten und alles „rund um Gurken und Tomaten“ hatte er sich zur Aufgabe gemacht.

Und nicht zuletzt der Marktstand in Saalfeld, wo er 30 Jahre lang 3 x wöchentlich bei fast jedem Wetter stand und unsere Produkte anbot. Er hat es geliebt mit Kunden ins Gespräch zu kommen und sie gut zu beraten. Einkaufen im Freien auf dem Wochenmarkt war gerade in 2020 wieder in. Am Samstag, den 28.11. war er das letzte Mal auf seinem Markt.

Einen Tag später am ersten Advent 2020 hat ein großes Gärtnerherz aufgehört zu schlagen.


Ruhe in Frieden Vati!

Gärtnerei Gerboth in Saalfeld